Merck KGaA

Merck findet ADC-Partner in China

Die Merck KGaA in Darmstadt verstärkt ihre Onkologie-Pipeline durch eine strategische Partnerschaft mit dem chinesischen Unternehmen Jiangsu Hengrui Pharmaceuticals Co. Ltd., um bei selektiven PARP1-Inhibitoren der nächsten Generation sowie auch mit einem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat voranzukommen.

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Die Darmstädter Merck KGaA vereinbarte eine strategische Kollaboration mit dem chinesischen Unternehmen Jiangsu Hengrui Pharmaceuticals Co. Ltd. (Hengrui). Gegenstand der Partnerschaft ist eine weltweite Exklusivlizenz, mit Ausnahme von China, für die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung des PARP1-Inhibitors HRS-1167 von Hengrui. Bei diesem Wirkstoffkandidaten handelt es sich um einen potenten, selektiven Hemmer der Poly-(ADP-Ribose-)Polymerase 1 (PARP1) der nächsten Generation.

Die Vereinbarung umfasst außerdem die Option auf die weltweit exklusive Entwicklung, Herstellung und Vermarktung außerhalb Chinas von SHR-A1904, einem gegen Claudin18.2 gerichteten Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) von Hengrui. Darüber hinaus erhält Merck die Option auf die gemeinsame Vermarktung der beiden Wirkstoffkandidaten in China.

„Die Partnerschaft mit Hengrui steht im vollen Einklang mit unseren externen Innovationsbestrebungen sowie unserer Forschungs- und Entwicklungsstrategie im Bereich Onkologie und trägt zur weiteren Diversifizierung unserer eigenen robusten Pipeline in den Schwerpunktbereichen DNA-Reparatur-Hemmung und Antikörper-Wirkstoff-Konjugate bei“, sagte Danny Bar-Zohar, globaler Leiter der Forschung & Entwicklung und Chief Medical Officer des Unternehmensbereichs Healthcare von Merck.

Im Vergleich zu PARP-Inhibitoren der ersten Generation ist die Hoffnung bei den Wirkstoffen der nächsten Entwicklungswelle, dass sie dank ihrer Selektivität und ihres differenzierten Sicherheitsprofils das Spektrum des therapeutischen Einsatzgebietes auch auf neue Indikationen erweitern. In Phase I-Studien hat HRS-1167 als Monotherapie vielsprechende Anzeichen für klinische Aktivität und therapeutischen Nutzen bei Patienten gezeigt. Der Wirkstoff birgt, verglichen mit früheren Therapieansätzen mit PARP-Inhibitoren der ersten Generation, ein größeres Potential zur Kombination mit Chemotherapien oder neuen Modalitäten. Damit passt er zum übergeordneten Entwicklungsansatz von Merck zur Inhibition von DNA-Reparaturmechanismen (DNA damage response, DDR) bei Krebszellen.

Ziel der strategischen Partnerschaft sei es nun, „die synergistische Aktivität verschiedener Wirkstoffkandidaten zu untersuchen und deren potentielle Wirkung in Kombination mit anderen Krebstherapien und Behandlungsansätzen zu maximieren“, so das Unternehmen. Merck erforscht die Behandlungsmöglichkeit von Krebserkrankungen durch Hemmung mehrerer Angriffspunkte (Targets) innerhalb des DDR-Mechanismus. Hierzu gehören ATR (Ataxia-telangiectasia und Rad3-verbundenes Protein), ATM (Ataxia-telangiectasia mutiertes Protein), DNA-PK (DNA abhängige Proteinkinase), die alle zur Phosphatidylinositol-3-Kinase-ähnliche Kinase-Familie (P3IK) gehöre, und PARP.

Sollte Merck von der Option bezüglich SHR-A1904 Gebrauch machen, würde dieser Kandidat das eigene präklinische und klinische ADC-Portfolio, bei dem verschiedene Linker-Payload-Technologien zum Einsatz kommen, „sinnvoll“ ergänzen, lautet die Einschätzung aus Darmstadt. Gemäß den Vertragsbedingungen erhält Hengrui von Merck eine Vorauszahlung in Höhe von 160 Mio. Euro. Weitere Meilensteinzahlungen sowie gestaffelte Lizenzzahlungen in Abhängigkeit von potentiellen Umsatzerlösen können die Gesamtsumme dieser Zahlungen auf bis zu 1,4 Mrd. Euro hochschrauben.

Hengrui ist mit rund 22.000 Beschäftigten eine mittelgroße Pharmafirma aus China. Doch schon mit den gut 5.000 Beschäftigten in der Forschung zeigt das Unternehmen, dass man mit eigenen Entwicklungen gerade im Bereich Onkologie und Immunologie vorankommen möchte. Vor wenigen Jahren hate Hengrui dazu im Großraum Zürich, Schweiz, die europäische Forschungszentrale platziert und sich dort aus dem Talentpool, aber auch durch Abwerbung von etablierten Biotech-Firmen mit geeigneten und erfahrenen Fachkräften verstärkt.

Selbstbewusst klingt daher der Kommentar von Frank Jiang, Geschäftsleitungsmitglied und Chief Strategy Officer von Hengrui, der Merck als Vehikel betrachtet, um die eigene Innovationsleistung zum Patienten zu bringen: „Angesichts des hohen ungedeckten Bedarfs in der Onkologie freuen wir uns über die enge Zusammenarbeit mit Merck, um die Innovationen von Hengrui für Krebspatienten weltweit verfügbar zu machen“, sagte er „Die Partnerschaft mit Merck ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg der Globalisierung von Hengrui. Wir freuen uns darauf, unsere Moleküle zügig in der Entwicklung voranzutreiben und therapiebedürftige Patienten zu erreichen.“

Die Partnerschaften mit chinesischen, innovativen Pharmafirmen nehmen zu. Auch die Mainzer BioNTech ist bereits mit mehreren solchen Kooperationspartnerschaften auffällig geworden. Dabei ging es nie um den Marktzugang nach China wie diese Partnerschaften früher oft angelegt waren, sondern immer um die Beteiligung an einer fortschrittlichen Wirkstoffpipeline der jeweiligen chinesischen Firma.

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